21. März 2025

Die Anfänge von Châteaux Carton

Die Idee von Châteaux Carton kam eher zufällig auf. Wir haben Felix Woodtli gefragt, wie das war damals, als die ersten Weine im Bag in Box im Cavino ankamen.

Nullerjahre – Krisenjahre

Im Jahr 2005, mitten in der durch 9/11 ausgelösten Krise und dem darauf folgenden Irakkrieg, bekam Cavino vom Grosshändler Picobio eine Anfrage nach günstigem, gutem, biologisch angebautem Rotwein. Dieser sollte für die Produktion von Biowürsten einer zertifizierten Metzgerei verwendet werden. Doch wie kommt man so schnell an so viel Bio-Wein ran? Felix fragte bei den Winzer:innen in Frankreich nach, die damals ebenfalls in der Krise steckten, weil der Weinkonsum komplett zusammengebrochen war. Er fragte sie, ob sie Interesse am Verkauf ihrer Überstöcke hätten. Für das tiefe Preisangebot schämte er sich, doch mehr lag aufgrund der tiefen Marchen für Verarbeitungswein nicht drin.

«Like second time Christmas»

Binnen weniger Minuten bekam Felix Antworten von drei Domainen. Kim Cripps von Domaine du Poujol freute sich am Telefon riesig und meinte, dies sei «like second time Christmas». Der von Felix offerierte Preis entsprach mehr als dem Doppelten, was sie in Frankreich dafür bekommen hätten. Nur einen Haken hatte die Sache: Kim und Robert hatten ihre unverkäuflichen Weine in ein neues Schlauchbeutel-System aus Australien abgefüllt, in sogenannte Bag in Box (BiB). Sobald der Markt sich wieder erholte, wollten sie die Beutel aufschneiden und den Wein in Flaschen abfüllen. Dieses System für die kurzfristige Lagerung von Wein war für die Produzent:innen viel günstiger und platzsparender, als neue Tanks zu kaufen. Felix ersparte Kim und Robert die Arbeit und importierte schnurstracks Wein im Beutel. Da Zölle und Transportkosten einiges tiefer als bei Flaschenweinen ausfielen, mussten die Winzer nicht bei ihren Preisen gedrückt und konnten fair bezahlt werden.

Der Beginn einer neuen Geschäftsidee

So. Nun mussten nur noch ein Umkarton und ein Name für den Wein kreiert werden. Felix‘s Vorschlag fand Anklang: «La Boîte Noire» anstelle von La Bête Noire, dem Spitzenwein von Domaine du Poujol. Der Biowein wurde also importiert, nur leider fehlte das Zertifikat. Picobio sprang ab. Shit – nun stand kurz vor Weihnachten eine Tonne Wein in 5-Liter Säcken herum. Was nun? Die Paletten plazierte Felix beim Ladeneingang im Cavino und die Boxen sollten als Kochwein schnellstmöglich an Gastrokunden verkauft werden. Doch es kam anders als erwartet: Der damalige Food Scout und Redaktor bei der SonntagsZeitung H.G. Hildebrandt nervte Felix mit seinem Spruch: «Was hast du Neues mit sehr gutem Preis-/Leistungs-Verhältnis?» Felix drehte sich um und zeigte ihm die Kochweine aus dem Bag-in-Box. Bis Heiligabend waren die Kartons alle verkauft. Schnell fanden die Weine in der Box Anklang bei der Kundschaft, denn sie hatten mehr Wein für ihr Geld, weniger zu entsorgen und die BiB’s waren erst noch mit Qualitätswein gefüllt! Später erschien ein Artikel in der SonntagsZeitung über die neue Weinverpackung und eine neue Geschäftsidee, Chateaux-Carton®, war geboren. Kurz darauf produzierten die Domaine Laporte sowie Domaine de Ribonnet die ersten Bio-zertifizierten Weine im Bag in Box für Cavino. Über die Jahre wuchs das Sortiment und es kamen immer wieder neue Weine dazu. Ein paar Klassiker aus den Anfangszeiten sind immer noch darunter.